Per­sön­lich­kei­ten des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieges

Per­sön­lich­kei­ten des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieges

Beson­ders die zwei­te Hälf­te des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges stellt eine eher weni­ger beleuch­te­te Zeit des Krie­ges dar, wes­halb wir an die­ser Stel­le beson­ders fol­gen­de zwei Per­so­nen, die in die­sen Jah­ren wirk­ten und engen Kon­takt mit Johann Wolf pfleg­ten, vor­stel­len möchten:

Johann von Werth

„Johann von Werth der Römi­schen Kai­serl. Majes­tät Kriegs­rath, Gene­ral über dero Kaval­le­rie und bestell­ter Obris­ter zu Ross“

Neben dem Gra­fen von Pap­pen­heim war der im nie­der­rhei­ni­schen Dorf Bütt­gen im Kur­fürs­ten­tum Köln als Bau­ers­sohn gebo­re­ne Johann von Werth wohl einer der bekann­tes­ten Rei­ter­ge­nera­le des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges. 1591 als eines von neun Kin­dern in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen gebo­ren, muss­te er schon früh in der Land­wirt­schaft hel­fen. In einer Über­lie­fe­rung der ursprüng­lich in Fries­land behei­ma­te­ten Fami­lie heißt es, dass sie aus einem alten, rit­ter­li­chen Geschlecht stam­me und auf­grund ihres katho­li­schen Glau­bens ver­trie­ben wor­den sei.

Johann von Wert, Pie­ter de Jode der Älte­re (1570−1634)

Mit der Schreib­wei­se nahm man es frü­her nicht so genau und so tau­chen für die­sen berühm­ten Rei­ter­ge­neral ver­schie­de­ne Namen auf. Werth, Wörth, Weert oder Werd sind eini­ge Vari­an­ten des Nach­na­men, Jan, Jean, Jois oder Johann sol­che für den Vor­na­men. Sein Tes­ta­ment unter­schrieb der eigent­lich des Lesen und Schrei­ben nicht mäch­ti­ge Jan von Werth mit. „Finis tes­ta­men­ti: D. Baro­nis Jois de Weerth

Die Ver­hält­nis­se der Fami­lie ver­schlech­ter­ten sich nach dem Tod des Vaters 1606, so dass die Mut­ter mit den Kin­dern in ein klei­ne­res Haus umzie­hen muss­te. Jan muss­te mit Arbei­ten auf frem­den Höfen Geld verdienen.

Im Jah­re 1610 trat Jan von Werth im Alter von 19 Jah­ren in das spa­ni­sche Heer des Gene­rals Ambro­sio Spi­no­la, Mar­qués de los Bal­ba­ses, (1569 – 1630) als gemei­ner Sol­dat bei den wal­lo­ni­schen Rei­tern ein. Im Lauf der Zeit dien­te er sich durch sei­ne Tüch­tig­keit und sei­ne Tap­fer­keit zum Offi­zier hoch.

1620 nahm er an der Schlacht am Wei­ßen Berg vor Prag teil. 1621 wech­sel­te er in Kur­köl­ni­sche Diens­te und wur­de bei der Bela­ge­rung von Jülich zum Ritt­meis­ter ernannt. Spä­ter kämpf­te er in der Katho­li­schen Liga unter Til­ly. Er nahm an den Feld­zü­gen in den Nie­der­lan­den, dem Elsass und Fran­ken teil. Als Obrist­wacht­meis­ter (Major) wird er 1631 im baye­ri­schen Regi­ment Eynat­ten auf­ge­lis­tet. 1632 wur­de er zum Obris­ten beför­dert und war nun Kom­man­dant des Regi­men­tes von Eynat­ten. Nach dem Sieg über ein schwe­di­sches Korps bei Her­rie­den im Febru­ar 1634 wur­de Jan von Werth zum Gene­ral­wacht­meis­ter befördert.

Auf dem Weg nach Nörd­lin­gen brand­schatz­ten sei­ne Trup­pen am 24. August das mit­tel­frän­ki­sche Wassertrüdingen.

Mit sei­nen Rei­tern führ­te er die Ent­schei­dung in der Schlacht von Nörd­lin­gen am 06.09.1634 her­bei. In die­ser Schlacht kämpf­te ein spa­nisch-kai­ser­lich/­baye­ri­sches Heer unter dem Kar­di­nal­in­fan­ten Fer­di­nand (1609−1641), einem Sohn König Phil­ipps III. von Spa­ni­en, und Gene­ral Mat­thi­as Graf Gal­las (1584 bis 1647), gegen ein pro­tes­tan­tisch-schwe­di­schen Heer unter Her­zog Bern­hard von Sach­sen-Wei­mar (1604−1639) und Gene­ral Gus­tav Horn (1592−1657). Gene­ral Horn geriet mit 6000 sei­ner Sol­da­ten in Gefan­gen­schaft, und wei­te­re 12000 blie­ben ver­wun­det oder tot auf dem Schlacht­feld.
Die Schwe­den muss­ten durch die­se Nie­der­la­ge einen gro­ßen Gebiets­ver­lust in Süd- und Süd­west­deutsch­land hin­neh­men. Mit einer Erhe­bung in den Frei­herrn­stand durch Kai­ser Fer­di­nand II. wur­de Jan von Werth für sei­nen schlacht­ent­schei­den­den Ein­satz belohnt. Der baye­ri­sche Kur­fürst Maxi­mi­li­an I. (1573–1651)beförderte Jan von Werth zum Feld­mar­schall­leut­nant und Gene­ral­wacht­meis­ter.
Am 27. Okto­ber 1635 wur­de zwi­schen Bern­hard von Sach­sen-Wei­mar und den Fran­zo­sen ein Bünd­nis­ver­trag abge­schlos­sen, wor­in sich Bern­hard von Sach­sen-Wei­mar ver­pflich­te­te, gegen eine Zah­lung von 4 Mill. Liv­res ein 18.000 Mann star­kes Heer im Sold Frank­reichs auf­zu­stel­len und ihm im Gegen­zug die Anwart­schaft auf die damals öster­rei­chi­sche Land­graf­schaft Elsass in Aus­sicht gestellt wird.

Jan von Werth griff nun die Fran­zo­sen direkt an und trug den Krieg nach Frank­reich hin­ein. Wäh­rend des Ein­fal­les in die Picar­die gelang­te er an der Spit­ze der Vor­hut des kai­ser­lich-baye­ri­schen Hee­res mit sei­nen Dra­go­nern – das waren mit Mus­ke­ten bewaff­ne­te Rei­ter, also eine Art berit­te­ne Infan­te­rie – bis vor die Tore von Paris. Hier erscheint auch der Name des Johann Wolf.

Ver­stärkt durch die Fran­zo­sen wur­de das Heer Bern­hards von Sach­sen-Wei­mar sogleich an ande­rer Stel­le aktiv. Es bemäch­tig­te sich im Jah­re 1637 der kur­trie­ri­schen Fes­tung Her­mann­stein (spä­ter Ehren­breit­stein bei Koblenz). Jan von Werth rück­te mit sei­nem Korps und ver­schie­de­nen Hilfs­trup­pen her­an und brach­te nach kur­zer Bela­ge­rung die Fes­tung durch einen Hand­streich wie­der in deut­schen Besitz.

Bei der Schlacht von Rhein­fel­den am 3. März 1638 wur­de Jan von Werth von geg­ne­ri­schen Trup­pen unter Bern­hard von Wei­mar gefan­gen­ge­nom­men und nach kur­zer Fest­set­zung an die Fran­zo­sen aus­ge­lie­fert. Man brach­te ihn von der Fes­tung Ben­dorf im Elsass nach Paris. Das hohe Anse­hen des baye­ri­schen Rei­ter­ge­nerals bei Kar­di­nal Riche­lieu ermög­lich­te ihm eine sehr ehren­vol­le Gefan­gen­schaft. So durf­te er auf Ehren­wort an vie­len Gesell­schaf­ten teil­neh­men und sich in der fran­zö­si­schen Haupt­stadt frei bewe­gen. Nach vier Jah­ren Gefan­gen­schaft wur­de Jan von Werth am 24. März 1642 gegen den schwe­di­schen Gene­ral Gus­taf Horn aus­ge­tauscht. Zudem wur­de eine hohe Löse­geld­sum­me gezahlt. Nach sei­ner Rück­kehr enga­gier­te ihn der Köl­ner Erz­bi­schof und Kur­fürst Fer­di­nand von Bay­ern, ein Bru­der des baye­ri­sche Kur­fürst Maxi­mi­li­an I., als Heer­füh­rer, um sei­ne nie­der­rhei­ni­sche Hei­mat von der schwedisch/französischen Besat­zung zu befreien.

Anfang August 1642 wur­de er im Lager bei Zons vom Köl­ner Kur­fürs­ten dem Heer als kai­ser­li­cher und kur­baye­ri­scher Gene­ral­leut­nant der Kaval­le­rie vor­ge­stellt. Die Reor­ga­ni­sa­ti­on sei­ner Trup­pen nahm er sogleich in Angriff. So wur­de neue Bewaff­nung, Beklei­dung und Ver­pfle­gung besorgt und die bis­her sehr gelo­cker­te Dis­zi­plin wie­der her­ge­stellt.
 

Nach­dem im Nie­der­rhei­ni­schen Gre­ven­broich, Mön­chen­glad­bach, Hülch­rath, Neer­sen, Bedburg und Düren vom Fein­de befreit waren, zog Jan von Werth mit sei­nem Armee­corps Rich­tung Süden, da hier die fran­zö­si­sche Armee mit den Wei­ma­rern einen Rhein­über­gang wag­ten und nach Bay­ern vor­sto­ßen wollten.

Am 24. Novem­ber 1643 über­fie­len baye­ri­sche und kai­ser­li­che Trup­pen (ergänzt unter ande­rem durch loth­rin­gi­sche und spa­ni­sche Ein­hei­ten) unter Franz von Mer­cy, Mel­chi­or Graf von Hatz­feldt, Johann von Werth und Her­zog Karl IV. von Loth­rin­gen die fran­zö­si­sche Armee, die in der Umge­bung von Tutt­lin­gen im Win­ter­quar­tier lag. Die­ser Über­fall ent­sprach nun nicht der dama­li­gen Gepflo­gen­heit im Win­ter kei­ne Kampf­hand­lun­gen zu täti­gen. Doch Jan von Werth hielt sich nicht an sol­che Regeln, was sei­ne berüch­tig­ten Nacht­über­fäl­le mit sei­nen schnel­len Rei­tern bewie­sen. Bei Tutt­lin­gen hat­ten die Fran­zo­sen in der Burg­rui­ne auf dem Hon­berg und in der Stadt ihr Haupt­quar­tier eta­bliert, auf dem dazwi­schen­lie­gen­den Fried­hof wur­de die Artil­le­rie mit den Kano­nen gela­gert. Ein gro­ber Feh­ler, wie sich im Nach­hin­ein her­aus­stell­te. Star­ker Schnee­fall ermög­lich­te ein fast laut­lo­ses Vor­ge­hen einer Vor­hut am Mor­gen unter von Werth, 1000 Rei­tern von Johann von Sporck, einem Dra­go­ner­re­gi­ment unter Oberst Wolf und 600 Mus­ke­tie­re unter Oberst Gold, sowie einer Hun­dert­schaft Kroa­ten unter dem dama­li­gen Oberst und spä­te­ren Gene­ral Georg von Truck­mül­ler, wes­halb die Fran­zo­sen die­ser Über­fall völ­lig unvor­be­rei­tet traf und eine geord­ne­te Ver­tei­di­gung nicht mög­lich war. Die erbeu­te­ten Geschüt­ze wur­den umge­dreht und gegen die Fran­zo­sen in der Stadt und dem Hon­berg benutzt. Wäh­rend der fran­zö­si­schen Rei­te­rei zum größ­ten Teil die Flucht gelang, schaff­te es der Rest des fran­zö­si­schen Hee­res nicht, sich vom Feind abzu­set­zen. Der Hon­berg wur­de ohne alli­ier­te Ver­lus­te genom­men, da dem Geg­ner sei­ne Kano­nen fehl­ten und er zudem völ­lig demo­ra­li­siert war.

Am fol­gen­den Tag muss­ten sich die noch ver­blie­be­nen Trup­pen mit ca. 7000 Mann, dar­un­ter der fran­zö­si­sche Ober­be­fehls­ha­ber Josi­as Rant­zau, sowie sie­ben sei­ner Gene­rä­le, erge­ben. Des Wei­te­ren wur­den aufgezählt:

„2 Hal­be Cart­hau­nen, 2 dar­zu gehö­ri­ge Lau­et­ten. 1 Sin­ge­rin. 2 Schlan­gen. 4 Kurt­ze Fal­co­nen in jhren Lau­et­ten. 1 Pöl­ler mit sei­nen Lau­et­ten. 32 Muni­ti­onWä­gen. 20 Kugel­Wä­gen. 13 Karrn.“

Nach der Schlacht bei Tutt­lin­gen war die Lage für die fran­zö­si­sche Armee in Würt­tem­berg nicht mehr zu hal­ten und der Feld­zug nach Bay­ern daher nicht mehr durch­führ­bar. Da der Rück­zug über den Rhein noch im Win­ter statt­fin­den muss­te, ging der Groß­teil an Sol­da­ten und Mate­ri­al durch Hun­ger, Käl­te und Fah­nen­flucht verloren.

Nach der Ein­nah­me von Göp­pin­gen am 31. März 1644 wur­de Johann von Werth zum Gene­ral der Kaval­le­rie beför­dert. Im Mai 1644 erstach er nach einem Trink­ge­la­ge in Köln den Gra­fen von Mero­de, der ihn her­aus­ge­for­dert hat­te. Das blieb für Werth aber ohne wei­te­re Folgen.

Am 27. Juli 1644 befrei­te er zusam­men mit Franz von Mer­cy Frei­burg im Breis­gau von der schwe­di­schen Besat­zung und schlug anschlie­ßend am 3. und 5. August die Schlacht bei Frei­burg im Breis­gau gegen die Fran­zo­sen unter Her­zog Eng­hien (der spä­te­re Lud­wig II. von Bour­bon, Prinz von Con­dé) und Mar­schall Turenne.

Am 6. März 1645 nahm er an der Schlacht bei Jan­kau teil und sieg­te zusam­men mit Mer­cy am 5. Mai bei Herbst­hau­sen (beim heu­ti­gen Bad Mergentheim).

3. August 1645 ver­lo­ren aller­dings die kai­ser­lich-baye­ri­schen Trup­pen unter von Mer­cy, von Werth und von Geleen die Schlacht von Aler­heim gegen die fran­zö­sisch-wei­ma­risch-hes­si­schen Trup­pen unter Eng­hien, Turen­ne und Gra­mont. Obwohl Jan von Werth mit sei­nen Rei­ter immer wie­der angriff, sieg­ten am Ende doch die Fein­de. Der her­vor­ra­gen­de baye­ri­sche Befehls­ha­ber, Frei­herr Franz von Mer­cy fiel bei die­ser Schlacht durch einen Kopf­schuss. Obwohl die­se Schlacht von den fran­zö­sisch-wei­ma­risch-hes­si­schen Trup­pen gewon­nen wur­de, gelang es ihnen nicht wei­ter nach Bay­ern hin­ein zu stoßen.

Als im Mai 1647 in Ulm ein Waf­fen­still­stand zwi­schen Bay­ern, Schwe­den und Frank­reich geschlos­sen wur­de und der baye­ri­sche Kur­fürst Maxi­mi­li­an I. mit Kar­di­nal Maza­rin und dem fran­zö­si­schen König zu ver­han­deln such­te, fiel der katho­lisch aus­ge­rich­te­te und sowohl der baye­ri­sche als auch kai­ser­li­che Sache ver­schwo­re­ne Gene­ral von Werth in einen schwe­ren Gewis­sens­kon­flikt. Er zwei­fel­te an den Frie­dens­be­mü­hun­gen des baye­ri­schen Kur­fürs­ten und fühl­te sich letzt­lich dem Kai­ser mehr ver­pflich­tet als dem in sei­nen Augen abtrün­ni­gen baye­ri­schen Kur­fürs­ten. Um sei­ner Über­zeu­gung treu zu blei­ben, woll­te er sei­ne Trup­pen dem Kai­ser zufüh­ren, wor­auf­hin ihn Kur­fürst Maxi­mi­li­an für vogel­frei erklär­te und auf sei­nen Kopf einen Preis von 10.000 Talern aus­setz­te. Auch wur­de er als Feld­herr abge­setzt, sei­ne Schlös­ser wur­den geplün­dert und ver­brannt. Mit Jan von Werth gin­gen tat­säch­lich nur sein Kol­le­ge Johann von Sporck (1601−79), eini­ge Offi­zie­re und weni­ge Trup­pen zur kai­ser­li­chen Armee über.

Da Kai­ser Fer­di­nand III. aber auf die Armee des baye­ri­schen Kur­fürs­ten ange­wie­sen war, konn­te er zunächst nicht zuguns­ten von Jan von Werth ein­grei­fen. Aller­dings lie­fer­te er ihn und sei­ne Offi­zie­re nicht an den baye­ri­schen Kur­fürs­ten aus, son­dern ver­setz­te sie in den abso­lu­ten „Ruhe­stand“. Erst als die mili­tä­ri­sche Lage für die kaiserlich/bayerische Armee pro­ble­ma­tisch wur­de, hol­te man Jan von Werth. Nach sei­nen Erfol­gen begab er sich nach Wien und wur­de dort vom Kai­ser, der die baye­ri­sche Acht für nich­tig erklär­te, in den Reichs­gra­fen­stand erho­ben. Für sei­ne durch den Über­gang in kai­ser­li­che Diens­te ver­lo­re­nen Güter wur­de er vom Kai­ser mit der Herr­schaft Bena­tek in Böh­men (heu­te Benát­ky) entschädigt.

Ein­mal noch zog der durch die Stra­pa­zen der Feld­zü­ge und sei­ne vie­len emp­fan­ge­nen Ver­wun­dun­gen (unter ande­rem eine Pis­to­len­ku­gel in den Hals) gesund­heit­lich ange­grif­fe­ne Rei­ter­ge­neral gegen die Schwe­den zu Fel­de und besieg­te den schwe­di­schen Gene­ral Karl Gus­tav Graf von Wran­gel (1613−1676) in der Schlacht bei Dach­au am 4. Okto­ber 1648.
Danach zog sich der dau­ernd krän­keln­de Jan von Wert auf sein Schloss Bena­tek zurück. Hier ver­fass­te er kurz vor sei­nem Tode ein Tes­ta­ment , zu des­sen Unter­zeich­nung es aber nicht mehr gekom­men ist.

Jan von Werth erfreu­te sich bei sei­nen Sol­da­ten einer gro­ßen Popu­la­ri­tät, da er immer unter ihnen weil­te und, so gut er konn­te, immer für sei­ne Dra­go­ner, Kür­as­sie­re und Mus­ke­tie­re sorgte.

Der lang­ge­dien­te, kriegs­be­währ­te Gene­ral, dem nicht nur die Für­sor­ge für sei­ne Sol­da­ten son­dern auch eine mög­lichst scho­nen­de Behand­lung der von Kriegs­wir­ren heim­ge­such­ten Land­be­völ­ke­rung stets am Her­zen lagen, starb am 12. Sep­tem­ber 1652 im Alter von 61 Jah­ren. Wahr­schein­lich starb er an einer Blut­ver­gif­tung durch eine älte­re Verwundung.

Begra­ben ist Jan von Werth in der Gruft der Kir­che „Maria Geburt“ in Neu-Bena­tek (Nové Benát­ky). Auf sei­ner letz­ten Ruhe­stät­te ist auf einer schlich­ten Grab­ta­fel aus Zinn vermerkt:

Johan­nes Liber­ba­ro de Werth, Domi­nus in Bena­tek, Oden­kir­chen, Grum­bach, Kel­len­berg, Erbach etc., „Boden­stein“,

In sei­ner Bütt­ge­ner Hei­mat­kir­che erin­nert an die­sen gro­ßen Sol­da­ten ein Denk­mal, das Johann von Werth betend dar­stellt. Die Stadt Köln gedenkt Jan von Werth mit­tels eines reprä­sen­ta­ti­ven, präch­ti­gen Stand­bilds. In Köln wird auch sei­ne Rüs­tung aufbewahrt.

Jan von Werth war drei­mal ver­hei­ra­tet, mit Ger­trud von Genth zu Cönen, mit der Grä­fin Isa­bel­la von Spaur (1637) und mit der Grä­fin Susan­na von Kuf­stein (1646). Aus der ers­ten und zwei­ten Ehe ent­spran­gen drei Söh­ne, die jedoch alle in jun­gen Jah­ren vor dem Tod des Vaters ver­star­ben, sowie die Toch­ter Lam­ber­ti­ne Irm­gar­dis. Zum Zeit­punkt von Wert­hs Tod war sei­ne drit­te Gemah­lin, Susan­na von Kuf­stein, hoch­schwan­ger. Da Susan­na von Kuf­stein als untreu galt, hat­te von Werth in sei­nem vor­be­rei­te­ten, aber nicht mehr unter­schrie­be­nen Tes­ta­ment geplant, den Sohn sei­ner Toch­ter Lam­ber­ti­na mit Frei­herrn Winand Raitz von Frentz, Johann Wil­helm, zu adop­tie­ren, so dass die­sem anstel­le eines mög­li­cher­wei­se nicht von ihm gezeug­ten Soh­nes mit Susan­na das Erbe zufal­len soll­te. Da das Tes­ta­ment nicht mehr zur Unter­schrift gekom­men war, ent­brann­ten zwi­schen Susan­na und Lam­ber­ti­ne lang­wie­ri­ge Erb­strei­tig­kei­ten. Durch einen Ver­gleich von 1655 kamen Wert­hs rhei­ni­sche Güter an Toch­ter Lam­ber­ti­ne, wäh­rend Bena­tek an die Wit­we Susan­na und den Ende 1652 gebo­re­nen Sohn Franz Fer­di­nand kamen. Nach des­sen frü­hen Tod 1671 erb­te Lam­ber­ti­ne ein Fünf­tel der Herr­schaft Bena­tek, das ihr Mann im Jahr 1682 an die inzwi­schen in drit­ter Ehe ver­hei­ra­te­te Wit­we Susan­ne rück­ver­äu­ßer­te. Alle Nach­fah­ren Johann von Wert­hs stam­men von der Toch­ter Lam­ber­ti­ne und den Über­le­ben­den unter ihren 16 Kin­dern ab. Der über­le­ben­de Bru­der Ger­hard von Werth hat­te 2 Söh­ne, wovon einer, Johann von Werth (wie sein berühm­ter Onkel) auch wie­der die Sol­da­ten­lauf­bahn einschlug.

Vom Bau­ern­sohn zum Gene­ral und Gra­fen. Der nie­der­rhei­ni­sche Bau­ern­sohn Johann von Werth ist nach Her­kunft, Wer­de­gang und Leis­tung eine auch heu­te noch bemer­kens­wer­te Per­sön­lich­keit, obwohl er inzwi­schen schon 362 Jah­re tot ist.

(1) Über den Geburts­ort Johann von Wert­hs besteht kei­ne Einig­keit. Außer Bütt­gen bean­spru­chen noch die Gemein­den Lin­nich, Klei­nenbroich und Puf­fen­dorf, der Geburts­ort von Johann von Werth zu sein. In der Mehr­heit der Quel­len wird von Bütt­gen als dem Geburts­ort aus­ge­gan­gen zumal Bütt­gen auch in sei­nem Tes­ta­ment genannt wird.

Franz von Mercy

vol­ler Name: Franz Frei­herr von Mer­cy, Herr zu Man­dre und Collenberg 

(Geb. 1597– gefal­len 1645)

Kai­ser­li­cher Kriegs­rat, kur­baye­ri­scher Kriegs­rat, Gene­ral­feld­mar­schall, Käm­me­rer und Statt­hal­ter zu Ingol­stadt, und ab 1643 Ober­be­fehls­ha­ber der kai­ser­lich-baye­ri­schen Armee

Franz von Mer­cy, Künst­ler unbe­kannt, Samm­lung Luca Cristini

Franz von Mer­cy wur­de um etwa 1597 in Longwy gebo­ren. Über die Her­kunft sei­ner Eltern ist nichts bekannt. Die Fami­lie ent­stamm­te einem loth­rin­gi­schen Adels­ge­schlecht und bereits sehr jung trat er in den Mili­tär­dienst ein. Durch sei­ne Tap­fer­keit im Kampf gegen die Tür­ken konn­te er schon bald die Offi­ziers­lauf­bahn ein­schla­gen. Ab 1631 dien­te er bei Octa­vio Pic­co­lo­mi­ni unter kai­ser­li­cher Fahne.

1633 wur­de von Mer­cy zum Obrist beför­dert. Zwi­schen­zeit­lich geriet von Mer­cy bei Brei­sach in fran­zö­si­sche Gefan­gen­schaft und wur­de aber nach kur­zer Haft aus­ge­tauscht. Ab 1635 Gene­ral­wacht­meis­ter, trat er 1638 als Gene­ral­feld­zeug­meis­ter in baye­ri­sche Diens­te und befeh­lig­te ab 1641 ein baye­ri­sches Korps in der Pfalz.

1642 ver­trieb Mer­cy die Schwe­den aus Regens­burg. Das französische/weimarische Korps unter Gene­ral Rant­zau wur­de von Mer­cy Trup­pen beim Über­fall von Tutt­lin­gen ver­nich­tet (sie­he Regi­ment Wolf). Nach die­sem Erfolg wur­de von Mer­cy zum Feld­mar­schall ernannt und er erhielt den Ober­be­fehl über die bayerisch/kaiserliche Armee. Im Mai 1644 erfolg­te die Bela­ge­rung von Über­lin­gen und bei der Schlacht bei Frei­burg im Breis­gau am 3., 5. und 7. August 1644 gegen die fran­zö­sisch-wei­ma­ri­sche Armee unter dem Prinz Con­dè konn­te von Mer­cy ein unent­schie­den herausschlagen.

In der Schlacht bei Herbst­hau­sen am 5. Mai 1645 besieg­te Franz von Mer­cy die Fran­zo­sen unter Turen­ne. Sein Ende fand Franz von Mer­cy am 03. August 1645 bei der Schlacht von Aler­heim, als ihn eine feind­li­che Mus­ke­ten­ku­gel traf.

Sein Leich­nam wur­de auf einem Wagen nach Ingol­stadt gebracht, wo er über­schwäng­lich emp­fan­gen wur­de. Dies zeig­te, dass er als Statt­hal­ter und Fes­tungs­kom­man­dant von Ingol­stadt hoch ange­se­hen und sehr beliebt war.

Auf Anord­nung Kur­fürst Maxi­mi­li­ans wur­de Mer­cy am 4. Sep­tem­ber 1645 in der Moritz­kir­che zu Ingol­stadt bei­gesetzt. Der Ein­trag im Ster­be­re­gis­ter in latei­ni­scher Spra­che lautet:

„4. Sep­tem­bris 1645 In paro­chia­li eccle­sia nos­t­ra Mau­ritia­na cum solem­ni pom­pa fune­bri Sepul­tus est Per­ri­lus­tris ac Genero­sus Domi­nus Fran­cis­cus L. B. de Mer­cy, Domi­nus in Man­dre et Col­len­burg, Gene­ra­lis cam­pi Mare­schal­cus et Ingol­sta­dia­nae urbis Prae­fec­tus, qui ter­tio die Augus­ti in proelio glo­rio­sus miles occubuit.“

„4. Sep­tem­ber 1645 In unse­rer Moritz-Pfarr­kir­che wur­de mit einer fei­er­li­chen Lei­chen­pro­zes­si­on der hoch­be­rühm­te und edle Herr Franz Frei­herr von Mer­cy, Herr zu Man­dre und Col­len­berg, Gene­ral­feld­mar­schall und Statt­hal­ter von Ingol­stadt bestat­tet, der am 3. August in der Schlacht als ruhm­vol­ler Offi­zier gefal­len ist.“

An der Stel­le sei­nes Todes in Aler­heim wur­de ein Stein mit der Inschrift STA VIATOR HEROEM CALCAS (Ste­he Wan­de­rer, du besuchst einen Hel­den!) errich­tet, angeb­lich auf Ver­an­las­sung von Condé.

Franz Frei­herr von Mer­cy war arm gestor­ben. Er hat­te sich nicht wie so vie­le ande­re Heer­füh­rer berei­chert. Von sei­nen Zeit­ge­nos­sen wird er als der unei­gen­nüt­zigs­te Gene­ral des gan­zen Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges bezeich­net. Sei­ne Wit­we war mit ihren fünf Kin­dern nahe­zu mit­tel­los. Der baye­ri­sche Kur­fürst, der über Mer­cys Tod erschüt­tert war, wies der Wit­we als Wohn­sitz die Stadt und als Unter­halt die gesam­ten Ein­künf­te der Statt­hal­te­rei Ingol­stadt an.

Mili­tä­ri­sche Betrachtung

Sei­ne stra­te­gi­schen und tak­ti­schen Fähig­kei­ten ver­blüff­ten sei­ne Geg­ner oft so sehr, dass sie ihm einen sechs­ten Sinn nach­sag­ten. Fran­zö­si­sche Gene­rä­le sag­ten von ihm, er hand­le so, als hät­te er heim­lich ihrem Kriegs­rat beigewohnt.

Bereits 1631 kämpf­te er als Obrist­wacht­meis­ter bei Brei­ten­feld unter Til­ly gegen die ver­ei­nig­ten Hee­re der Schwe­den und Sach­sen unter Gus­tav Adolf.

1634 ist er auf dem süd­west­deut­schen Kriegs­schau­plät­zen zu finden.

In den Jah­ren 1640–41 drängt er Baner nach Böh­men ab.

1643 und 1645 gelin­gen ihm zwei glän­zen­de Sie­ge bei Tutt­lin­gen bezie­hungs­wei­se Herbst­hau­sen gegen die Franzosen.

Der beson­de­re stra­te­gi­sche Wert die­ser Sie­ge muss an der poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Situa­ti­on gemes­sen wer­den, die nach der Nie­der­la­ge des spa­ni­schen Hee­res in der Schlacht von Rocroi gegen fran­zö­si­sche Trup­pen am 23. Juni 1643 und die Mona­te danach ent­stan­den war.

Das kai­ser­li­che Heer, das nach der zwei­ten Schlacht von Brei­ten­feld 1642 von Pic­co­lo­mi­ni durch stren­gen Drill wie­der in gute Ver­fas­sung gebracht wor­den war, ver­lor nach Rocroi sei­ne mili­tä­ri­sche Qua­li­tät und vor allen Din­gen auch sei­nen bes­ten Heer­füh­rer Pic­co­lo­mi­ni selbst, denn Pic­co­lo­mi­nis Diens­te wur­den von Spa­ni­en in den Nie­der­lan­den gebraucht.

Ohne sei­nen erfah­rens­ten Heer­füh­rer blieb dem Kai­ser nichts ande­res übrig, als dem aus fran­zö­si­scher Gefan­gen­schaft zurück­ge­kehr­ten Rei­ter­ge­neral Werth den Ober­be­fehl über die Rei­te­rei zu über­tra­gen und ihm Franz von Mer­cy zu unter­stel­len, der zu die­ser Zeit die bay­ri­schen Trup­pen befehligte.

Was als Lösung aus einer mili­tä­ri­schen Not­la­ge ent­stand, ent­pupp­te sich bald als gro­ßer Wurf.

Wert­hs tak­ti­sche Bega­bung und Fin­dig­keit ergänz­ten Mercy’s stra­te­gi­sches Kon­zept in idea­ler Weise.

Bald wur­de Mer­cy zur Haupt­fi­gur auf kai­ser­li­cher Seite.

Als im Herbst 1643 die Fran­zo­sen unter dem Ober­be­fehl Gué­bri­ants vom Elsass kom­mend über den Schwarz­wald vor­dran­gen, in Würt­tem­berg ein­fie­len und Rott­weil ein­nah­men, schie­nen die Plä­ne Mazarins, des Nach­fol­ger Richelieu’s, auf­zu­ge­hen, näm­lich die Ver­hand­lungs­po­si­ti­on des Kai­sers bei den anste­hen­den Ver­hand­lun­gen in Müns­ter zu schwächen.

Mer­cy und Werth gelang es aber, die fran­zö­si­schen Trup­pen – die durch ihre Sie­ge offen­bar zu leicht­sin­nig gewor­den waren – in ihren ver­streut lie­gen­den Quar­tie­ren bei Tutt­lin­gen zu über­ra­schen und ihnen schwe­re Ver­lus­te bei Tross und Mann­schaft beizubringen.

Dass es Mer­cy auch noch gelang, Rott­weil von der fran­zö­si­schen Besat­zung zu befrei­en, war für die kai­ser­li­che Sei­te ein will­kom­me­ner Propagandagewinn.

Die­se Sie­ge lie­ßen den Kai­ser hof­fen, auf dem am 4. Dezem­ber eröff­ne­ten Kon­gress in Müns­ter sein Anse­hen und sei­ne Auto­ri­tät, die er nach der Nie­der­la­ge des spa­ni­schen Hee­res in der Schlacht von Rocroy ein­ge­büßt hat­te, wie­der auf­wer­ten zu können.

Abge­se­hen von den pro­pa­gan­dis­ti­schen Vor­tei­len, die der Kai­ser aus den Sie­gen Mercy’s und Werth zog, war es vor allen Maxi­mi­li­an von Bay­ern, in des­sen Sold die­se bei­den Feld­her­ren stan­den, der sich durch deren mili­tä­ri­sche Erfol­ge zum unver­zicht­ba­ren Bun­des­ge­nos­sen Fer­di­nands machte.

Die bay­ri­schen Trup­pen waren in die­ser Zeit das mili­tä­ri­sche Boll­werk des Rei­ches und hat­ten stra­te­gi­sche Auf­ga­ben, denn solan­ge Mer­cy Würt­tem­berg ver­tei­dig­te, konn­te eine Ver­ei­ni­gung der bei­den Hee­re Tors­ten­ssons und Turen­nes ver­hin­dert werden.

Natür­lich nutz­te Maxi­mi­li­an sei­ne mili­tä­ri­sche Son­der­stel­lung zu poli­ti­schen For­de­run­gen an den Kai­ser aus. Das ging soweit, dass er Fer­di­nand droh­te, bei Ableh­nung sei­ner For­de­run­gen wer­de er einen Son­der­frie­den mit Frank­reich schlie­ßen, Mer­cy zurück­zie­hen und damit Turen­ne das Ein­falls­tor ins Reich öffnen.

Die stra­te­gi­sche Bedeu­tung und der mili­tä­ri­sche Wert der den bei­den Feld­her­ren Mer­cy und Werth zukam, wur­de beson­ders im Jah­re 1644 deut­lich. In die­sem Jahr bela­ger­ten und erober­ten sie Über­lin­gen und Freiburg.

Die Schlach­ten zwi­schen dem fran­zö­si­schem Heer und dem bay­ri­schen Heer unter Mer­cy in Würt­tem­berg wur­den für dama­li­ge Ver­hält­nis­se unver­hält­nis­mä­ßig hart und lang andau­ernd geführt. In fran­zö­si­schen Quel­len wird die drei­tä­gi­ge Schlacht um Frei­burg und der von den Fran­zo­sen gezeig­te Mut hoch gelobt. Das soll unbe­strit­ten sein, aber die hohen Ver­lus­te des fran­zö­si­schen Hee­res brach­ten für die fran­zö­si­sche Sei­te kei­nen stra­te­gi­schen Vor­teil. Frank­reich konn­te nichts an der Tat­sa­che ändern, dass Mer­cy sei­ne mili­tä­ri­sche Stel­lung in Würt­tem­berg behauptete.

Auf­grund sei­ner mili­tä­ri­schen Ver­diens­te wur­de Mer­cy zum Feld­mar­schall im bay­ri­schen Heer ernannt.

Mer­cy fiel 1645 durch Kopf­schuss im Häu­ser­kampf in der Schlacht von Aler­heim. Damals kämpf­ten kai­ser­li­che Trup­pen unter Mer­cy gegen ein fran­zö­sisch-hes­si­sches Heer. Sein Tod war nicht nur ein nicht zu erset­zen­der Ver­lust für das bay­ri­sche Heer. Mit ihm fiel ein viel­sei­tig inter­es­sier­te Mensch, denn Mer­cy war auch Mit­glied in der „Frucht­brin­gen­den Gesell­schaft“, einer Gesell­schaft von Lite­ra­ten, die sich der Pfle­ge der deut­schen Spra­che ver­schrie­ben hatten.

Am Ende des drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges mit sei­nen geis­ti­gen und mora­li­schen Ver­wer­fun­gen, ins­be­son­de­re der mili­tä­ri­schen Füh­rungs­eli­ten, stel­len sei­ne Inter­es­sen eine rühm­li­che Aus­nah­me dar.

Sei­ne Geg­ner über ihn

Mer­cy zeich­ne­te sich durch die Rasch­heit sei­ner Ent­schlüs­se und durch sei­ne Ruhe aus. Sein Zeit­ge­nos­se und Geg­ner auf dem Schlacht­feld, Mar­schall Gra­mont, schreibt in sei­nen Memoiren:

„Aber Mer­cy, der die Affä­re von Heil­bronn so gut gelöst hat­te, besaß nicht weni­ger Scharf­blick auch die von Schwä­bisch Hall vor­her­zu­se­hen. Mit größt­mög­li­cher Eile war er vor uns da, und deck­te die­sen Ort. Dies ver­an­lasst mich von einer ganz und gar ein­ma­li­gen Sache zu spre­chen und von der Über­le­gen­heit die­ses Gene­rals. Wäh­rend der gan­zen Dau­er der zwei lan­gen Feld­zü­ge, die der Her­zog von Angu­i­en, der Mar­schall von Gra­mont und der Mar­schall von Turen­ne gegen ihn führ­ten, haben sie nie etwas in ihrem Kriegs­rat beschlos­sen, das zum Vor­teil für die Waf­fen des Königs und in der Kon­se­quenz schäd­lich für die des Kai­sers sein konn­te, die Mer­cy nicht erra­ten und selbst vor­her­ge­se­hen hät­te, als sei er mit ihnen der Vier­te im Kriegs­rat gewe­sen oder als hät­ten sie ihm über ihre Absicht eine ver­trau­li­che Mit­tei­lung gemacht. Es muss zuge­ge­ben wer­den, dass die Quel­le, aus der sol­che Gene­ra­le kom­men seit lan­ger Zeit ver­siegt ist und die­je­ni­gen, die ich im Krieg gekannt habe, hat­ten einen weni­ger aus­ge­präg­ten Scharf­blick und eine begrenz­te­re Intelligenz.“

Prinz Con­dé äußer­te sich wie folgt:

„In den zwei Feld­zü­gen (1644 und 1645), in denen ich gegen Mer­cy gefoch­ten, hat die­ser nicht einen Schritt getan, der nicht das Geprä­ge der höchs­ten Fähig­keit an sich getra­gen hät­te. Er hat mei­ne Ent­wür­fe stets so genau vor­aus­ge­wusst, als wäre er ein Mit­glied mei­nes Kriegs­rats gewesen.“

Mit her­vor­ra­gen­dem Blick ver­stand er es, jedes Gelän­de zu sei­nem Vor­teil zu nut­zen, was sich beson­ders augen­fäl­lig bei den Stel­lun­gen von Dürr­wan­gen und Aler­heim zeigt, und die Mas­sen wirk­sam zu ver­tei­len. Er hielt sich nicht starr an die bis­her übli­che Tak­tik, son­dern ver­bes­ser­te den Waf­fen­dienst nach den neu­es­ten Grund­sät­zen sei­ner Zeit. Das Fuß­volk teil­te er in Batail­lo­ne, um es beweg­li­cher zu machen. Mer­cy ver­min­der­te die Anzahl der Pike­nie­re und stell­te die Schwa­dro­nen nur mehr drei Glie­der tief. Die Artil­le­rie mach­te er beweg­li­cher und begann die Waf­fen­gat­tun­gen zu gegen­sei­ti­ger Unter­stüt­zung zu ver­bin­den. Er wich ab von der bis­her übli­chen Schlacht­ord­nung, bei der das Zen­trum nur aus Fuß­volk und die Flü­gel aus Rei­te­rei bestan­den. Das jewei­li­ge Gelän­de war für die Schlacht­ord­nung, die er wähl­te, ent­schei­dend. Sei­ne Ope­ra­tio­nen hat­ten eine ein­heit­li­che Linie und hal­ten auch neue­ren kri­ti­schen Beur­tei­lun­gen stand. Bei alle­dem war er ein gläu­bi­ger Christ, der für sei­ne Sol­da­ten sorg­te. Beson­ders die Ver­pfle­gung über­wach­te er per­sön­lich und stell­te gele­gent­li­che Män­gel schnellst­mög­lich ab.