Dragoner: Infanterie oder Kavallerie?
Dragoner: Infanterie oder Kavallerie?
Die ersten Dragonereinheiten kamen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Der französische Mareschall Marquis Charles de Cossè-Brissac hat die ersten Dragonereinheiten im piemontinischen Krieg (1550−60) ausgebildet. Verschiedene Militärhistoriker, wie Dellbrück und Hummelberger sind der Ansicht, dass die Dragoner als Nachfolger der Arkebusierreiter anzusehen sind. Das heißt, dass man mit Feuerwaffen bewaffnete Infanteristen zur Steigerung der Beweglichkeit auf Pferde gesetzt hat. So konnten diese Reiter schnell zur Verfügung stehen und bis zum Schlachtfeld reiten. Der Kampf wurde abgesessen geführt. Der französische Militärhistoriker Susane ist der Ansicht, dass sowohl Musketiere als auch Pikeniere als Dragoner eingesetzt wurden. Dies vertritt auch Wallhausen in seinem Standardwerk „Kriegskunst zu Pferde“. Über die Herkunft des Begriffes „Dragoner“ herrscht Uneinigkeit. So wird der Begriff „Drago“ für Drache genannt, da diese Soldaten einen großen Schrecken durch ihr plötzliches Auftauchen und ihren Mut verbreiteten. Es kann aber auch sein, dass der Dragoner seinen Namen von Dragon, einem kurzen Gewehr (Karabiner) hat. Jedoch wird auch der Bezug zum Begriff „tragen“ als Herkunft genannt, da die Soldaten und ihre Waffen von den Pferden getragen wurden. Diese Erklärung ist aber wahrscheinlich unzutreffend.
Dragoner sind durch ihre überfallartigen Angriffe und ihre Beweglichkeit für jede gegnerische Einheit eine große Gefahr. Im deutschsprachigen Raum sind Dragoner vor 1600 nicht belegt. 1602 wird in einer Bestallungsurkunde des Laurentio de Ramee der Begriff „Dragoner“ zum ersten mal genannt. Nach Suttner verwendet die kaiserliche Armee nur Musketiere für Dragonereinheiten. Allerdings schreibt Teuber, dass die ersten Dragonereinheiten aus Musketieren und Pikenieren bestanden. Auch Wallhausen und Dillich beschreiben in ihren Kriegsbüchern Musketiere und Pikeniere als Dragoner. In der 1608 gegründeten protestantischen Union gab es keine Dragoner. Erst ab den 1620er Jahren werden sie auch auf protestantischer Seite genannt. Die Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung der Dragoner ist ebenfalls vielfältig. So empfiehlt Johann von Nassau schottische Schnapphahnmusketen. Von anderer Seite werden Luntenschloss- und Radschlosskarabiner genannt. Alle Langwaffen sollen an einem Riemen über die Schulter getragen werden. Ein kurzer Haudegen wird ebenfalls empfohlen und auch eingesetzt. Als Helme kamen Zischäggen und Schützenhauben zum Einsatz. Aber auch breitkrempige Hüte finden Verwendung. Rüstungen und Lederkoller wurden nicht immer verwendet.
Eine weitere Quelle stellt das Manuskript eines Unbekannten „J.B.“ mit dem Titel „Some Brief Instructions for the Exercising of the Horse-Troops“ dar und gibt Überblick über die Dragoner während des Englischen Bürgerkrieges (1642−1651).
„The other Arming of the Cavalry used in these our Modern times, known by the Name of Dragoones (being only Foot Mounted) is a Sword (all) and some Muskets, and some Pikes, both having Leather Thongs fixed to them, whereby they may be the easier carried; his lighted Match and Bridle in his left hand, having his Right hand at Liberty for the better ordering of his Pike or Musket in their March, and as occasion shall require. Yet in these our English Wars, it was observed that the Dragoons seldom used any Pikes, and of late times most snap-haunce Locks; they being chiefly to secure Passes, and to Line Hedges, if occasion require, either to secure the other Cavalry with whom they Marched, or to offend the Enemy.“
Besonders die Erwähnung von Piken sowie von ledernen Befestigungs- und Trageriemen an Piken und Musketen deckt sich mit den Beschreibungen der Dragoner des europäischen Festlands. Erhaltene Piken mit Lederaufnahmen und Harnische, an denen schmiedeeiserne Haken zum Einhängen der Pike angebracht sind, im Bestand der Veste Coburg unterstützen diese Theorie.
„Dragoner sind halb Mensch, halb Vieh, aufs Pferd gesetzte Infanterie!“